Aergia’s Archiv* kontextualisiert sich innerhalb der Debatten um Archivierungs- und Weiterverarbeitungsdispositive und formuliert die künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem bereits Bestehenden, Vorgefundenen oder Aufgesuchten. Durch die Rekombination des Materials soll ein Bedeutungstransfer von bestimmten Darstellungskonventionen ermöglicht werden, was neue Leseweisen der Thematiken rund um den Müssiggang ermöglicht.
 
Anlässlich seiner Nähe zur Tradition der seit den 1960er Jahren etablierten Kunstgattungen, die sich dadurch auszeichnen, die vorgefundenen Bilder in neuen Anordnungen zu präsentieren, sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass das Ziel nicht darin besteht etwas Endgültiges zu schaffen. Durch die Form der provisorischen Kategorisierungen und den anschliessenden diskursiven Auseinandersetzungen, sollen vielmehr Strategien und Taktiken einer neuen Wertschöpfung aufgezeigt werden. Hierdurch werden die methodischen Vorraussetzungen für ein werdendes Détournement der Faulheit geschaffen.
 
Formal orientiert sich das Archiv an Aby Warburgs Mnemosyne Atlas. Dies wird besonders in der der Verwendung von „Bildtafeln“ ersichtlich. Das aus Archiven, Büchern, Zeitschriften und Zeitungen, oder dem digitalen Universum entnommene und immer wieder neuarrangierte Material, kann als Experiment gelesen werden, das unsere Suchbewegungen und Forschungen bezüglich der Geschichte, Rezeption und der Umwertung der Wahrnehmung des Müssiggangs dokumentiert. Dadurch betonten wir die Wichtigkeit von instituierenden Praxen.
 
Dank der Verabschiedung des Anspruchs auf das Absolute und der essayistischen Struktur ist es fraglich, ob Aergia’s Archiv zu der wünschenswerten Umwertung der Werte führen wird, oder ob sich das Vorhaben als Zeitverschwendung erweist. Es steht jedoch ausser Zweifel, dass beide Ergebnisse gewisse Formen der Wiederaneignung von Kontemplation mit sich bringen können.


*Aergia ist die griechische Göttin resp. Daimon der Faulheit, Auszeit, des Müßiggangs und der Trägheit