Während der Nachhaltigkeitswoche der fünf Zürcher Hochschulen (ETHZ, UZH, ZHdK, ZHAW und PHZH) wurde während fünf Tagen ein Hospiz der Faulheit im Toni Areal eingerichtet. Dort darf zwar an
    sieben Tagen die Woche rund um die Uhr gearbeitet werden, doch Schlafen ist nicht erlaubt. Auch gibt es keine Räume zur Entspannung. Diese Bedingungen stellen aus diversen Gründen für einige der
    Studierenden erschwerte Produktionsverhältnisse dar.
    
    Im Hospiz der Faulheit ging es jedoch nicht darum, die Produktivität zu steigern, indem man Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, die der Nicht-Tätigkeit gewidmet sind. Vielmehr sollte der
    regelrecht in Fleisch und Blut übergegangene Zwang, immer etwas herstellen zu müssen (materiell, immateriell, sozial) in Frage gestellt werden. Diese Zwänge sozusagen in ihrem Wegfallen
    erfahrbar zu machen, war eine der Absichten.
    
    Für die Dauer der Einrichtung wurde ein Programm angekündigt, das in seiner Überfülle unmöglich durchgeführt werden konnte. Die Absicht dabei war, thematische Felder zu öffnen und bestimmte Sets
    an Positionen anklingen zu lassen, die sowohl eigene Ansichten wiedergaben, als auch Anschlüsse an die Institutionen boten, innerhalb derer das Hospiz der Faulheit agierte. Die Themenbereiche
    waren in den Feldern „Kulturtechniken des Müssiggangs“, „Faule Ökonomien“ oder „Die Ökologie der Faulheit“ angesiedelt. Darüber konnten verschiedene fruchtbare Diskurse und Kontroversen in Gang
    gebracht werden, die mitunter auch das ironische Potential des Hospizes der Faulheit aufzeigten.
    Die Zeit erhält erst in der Verschwendung ihren vollen Wert. Sie wird zur konstitutiven Grösse für ein oikos, das man bewohnen will, oder anders gesagt: Für ein lebenswertes Leben. Die Musse, die
    erst darin Platz nehmen kann, gestaltet sich nicht als dumpfe Passivität, sondern als Potential eines anderen Lebens, das erst erfunden und erfahren werden muss.
     
    Versteht man den Begriff der Ökologie und den nachhaltigen Umgang mit ihr, als primär auf die komplexen Systeme gerichtet, die uns am Leben halten, ist es nicht möglich diese Formen von
    Ressourcen auszuklammern. Aus der Dichotomie von Arbeit und Freizeit austretend, offenbart die Faulheit eine Dimension von Vorgängen, die der Zersetzung des (Ver-)Faulens ähnlich sind: Das
    gegenwärtig Bestehende kann in all seinen krisenhaften, prekären Zuständen nicht mittels den gewohnten Sprachen und in den gewohnten Gefässen wirksam bekämpft werden.
     
    Die neoliberalen Maschinen produzieren immer drastischere Formen der Prekarität auf verschiedenen Ebenen: Mental (Affektiv, Psychisch), Sozial (Politisch, Wirtschaftlich), Ökologisch. Diesen
    Prekaritäten kann nur begegnet werden, wenn man ein ökologisches Denken auf all diese Sphären ausweitet. Die Faulheit wird damit zur Vorbedingung einer Ökologie, die es ermöglicht, dass andere
    Sprachen, Gefässe und Praktiken entstehen können. Diese Formen der Untätigkeit fordern ein anderes Denken heraus und öffnen Horizonte von neuen Seinsweisen, Handlungsweisen und im Angesicht des
    erstarkenden Faschismus, konviviale Horizonte der Hoffnung.
     
    Wir laden an der diesjährigen Nachhaltigkeitswoche ein, diese Verschwendung gemeinsam zu praktizieren und darin dieses andere aufzuspüren. Dazu planen wir Situationen zu generieren, die den
    Austausch zwischen den Disziplinen ermöglichen und fördern – allerdings mit einem Fokus auf die Unproduktivität und ihr widerständiges Potential. Das reichhaltige Programm, das in dieser Woche
    stattfinden soll, schweift über die verschiedensten Gebiete und Spezialist*innen und Expert*innen aller Art werden anwesend sein und ihr Wissen mit euch teilen.
    Kulturtechniken des Müssiggangs
    Nachhaltigkeit der Desidentifizierung
    Desidentifizierung mit der Nachhaltigkeit
    Grunzen mit Guattari
    Soziokulturelle  Risiken bei der Verwendung von humanoiden Leibwinden zur Rekonstruktion  der habitablen Zone unter Berücksichtigung des
    planetaren Klimas
    Nachhaltige Verwertung sozialer Bewegungen
    Überlebensstrategien, die direkt ins Paradies führen
    Die Hibernation des Siebenschläfers und was wir von ihm lernen können
    Faulen für Fortgeschrittene
    Depressives Gemüse und gestresste Vögel
    Gulag für Schweine, Rinder und Hühner
    Anleitung zum passiven Öko-Aktivismus
    Input zum Output: Emissionsenergien
    In unberührter Natur die Kackscheisse an richtiger Stelle dampfen lassen
    Nachhaltige Auktion von Body-Parts
    Nachhaltiges Umerziehungslager mit Zizek
    Prekäre mentale Ökologien
    Kakophonien katatoner Kieselsteine
    Workshop zu Amok und erweitertem Suizid
    Grüne Revolution und Selbstmordwelle
    Biotope der mentalen Sümpfe
    Funken für Versteinerte
    Kollektive Gedankenmaschinen
    Soziale Nachhaltigkeit an der Nachhaltigkeitswoche
    Massnahmen zur nachhaltigenbiotechnischen Ideologiebekämpfung
    Zur Erhaltung von Biodiversität des colonialen Ökosystems bei Reizdarmpatienten
    Das ABC natürlicher Dünger
    Gibt es ein Leben nach dem Menschen?
    Utopia war gestern
    Natur aus Beton und Plastik
    75 Jahre Hawkins: Ökologie des Sonnensystems
    Mikrokosmos und die Suche nach dem Exoplanet
    Recycling von Körpern
    Body-Parts Shopping
    Zerlegung und gerechte Aufteilung
    Leber-Rettung oder Gesamtverwertung
    Konzepte mit Nachhall
    Die Geschichte der Tiefenökologie vor dem Sturz in die Kultur
    Nachhaltige Energierversorgung in Umerziehungslagern: Mit einem Fokus auf biogene Rohstoffe : Referent Slavoj Zizek
    Straight Edge im Arbeitshaus Breitenau (1874-1949): Ein Leben ohne Spiel, Trunk und Müssiggang: Reenactment von Milo Rau
    Zur Architektur des Sozius - von Mies van der Rohe zu Zaha Hadid
    Habitate der Psyche - über das Unbehagen zwischen den Kulturen
    Vom Landgrabbing zum Pussygrabbing - Die faschistoide Verschmutzung in den Ökologien
    Angewandter Widerstand gegen die Staatsmacht 
    Enten füttern im Park
    Schweigen mit der Allianz der Begeisterung
    Liegende Selbstverteidigung (Karate im Kopf)
    Oinkos: Wie ein Schwein 
    Militante Künste des Denkens, Handelns und Lebens
    Faule Ökonomien
    Nachhaltigkeit als Werbestrategie (Greenbashing vs. Greenwashing)
    Ökonomie der Ökologien
    TINA's a bitch
    So klingt die Klimawende: Nachhaltige Energieversorgung und globale Gerechtigkeit bei diarrhoe-prädominantem Leadership
    Integrierter Weltkapitalismus und globale Erwärmung
    Marketing für Dummies: Welpen, Hundebabys und Nachhaltigkeit
    Creatio ex nihilo - Anleitung zur (Selbst-)Ausbeutung in der kreativen Ökonomie
    Die Erfindung der Nachhaltigkeit
    Ökologie der Faulheit
    Ausbildung der Ökoavantgarde (Basecamp)
    Wie umgehen mit Ökofaschismus? (Ökofaschismus und andere Wahrheitsregime)
    Ökologie des Widerstands
    Transversale Ökolgien I-III
    Ökologie der Nachhaltigkeit
    Slavojs Garden
    Dichtestress der Laubbäume
    Flora und Fauna der habitablen existenziellen Territorien
    Zoologie und Anima - Werkzeug und Perspektive
    Prekarisierung der Flora und Fauna
    Ex nihil nihil fit: Ökologischer Nihilismus
    Immer mehr als Eins, denken mit vielen Ökologien
    Angewandte Faulheit
    Öffentliche Beantwortung der Frage, ob man Geld essen kann
    Reenactment of 4:33 incl. live recording of the performance
    Sterben für die Umwelt
    Foot-Step-Workshop
    Gurken einmachen mit Zizek
    Wie viel Urin verträgt eine Pflanze?
    Katatone Kieselsteine und wie weit man sie werfen kann (Bitte eigene Steinschleuder mitbringen)
    Text Recycling: Workshop for lazy poets
    Lesung von "Der Ausgestossene" von Samuel Beckett