Das Hospiz der Faulheit wurde 2015 von einer losen Gruppe bestehend aus Aktivist*innen, Gastgeber*innen, Kritiker*innen, Künstler*innen, Kurator*innen, Texter*innen und Theoretiker*innen
    gegründet. Der Name Hospiz der Faulheit bezeichnet sowohl eine Praxis, als auch eine räumliche Situation. Wir verstehen uns als Labor mit einer Betonung auf kollaborative Praktiken und eine
    Plattform des Austauschs. Dabei untersuchen wir mit künstlerischen und diskursiven Mitteln die sozialen Handlungsräume und die Diskurse welche sich im Dispositiv der Arbeit entfalten. Ein
    zentrales Anliegen unserer Analysen und Umwertungen stellt die „Rehabilitierung der Faulheit“ dar und das ereignishafte verweben von Beziehungen. Der Frage wie die Zeit gemeinsam gelebt werden
    kann gilt dabei eine besondere Aufmerksamkeit.
    
    Sowohl die inhaltlichen Schwerpunkte als auch die Namensgebung beziehen sich auf eine unrealisierte Idee von Marcel Duchamp. Er wollte ein „Hospiz für erwachsene Faule / Waisenhaus für junge
    Faule“ eröffnen, in dem nur Leute aufgenommen werden, die sich bereit erklärten «nie zu arbeiten». Duchamp’s Definition von Faulheit konstituierte sich jedoch nicht aus einem dichotomischen
    Verhältnis von Faulheit und Arbeit heraus. Seine Definition verweist auf die „Verweigerung der Arbeit“ über die Standartdefinitionen der Arbeit hinaus.
    
    Bezugnehmend auf diese Idee, sowie queer-feministische, de-koloniale und post-operaistische Theorien, reduzieren wir die Faulheit nicht auf die Verweigerung der Lohnarbeit. Somit hat unser
    Anliegen auch kein weiteres Gegensystem zum Ziel. Auf den Begriff „lazy action“ aufbauend, beschreibt unser Name eine Handlungsweise, die durch das gegenseitige schenken von Zeit das
    Potential der Zeitverschwendung anerkennt. Ausserdem verweist unser Name auch auf ein Begehren das uns abseits von fixen Identitäten und mittels ethisch-politischer Mikropraktiken aus der
    Verwertungslogik von Produkt, Produktivität, Produktion und Produzent*innen befreien könnte. Es ist eine Suche nach einer gemeinsamen Praxis, die es uns erlaubt sich den Funktionen, Rollen und
    Normen der kapitalistischen Gesellschaft nicht so zu unterwerfen und mit Hilfe von sozialer Imagination Alternativen erforscht.
    
    Hierfür gehen wir vom heterotopischen Potential der temporären autonomen Zone aus und versuchen gemeinsam mit allen Beteiligten Situationen zu erschaffen, in welchen die Selbstverständlichkeiten
    und Wahrnehmungen von bestehenden Zeit- und Handlungsregimen befragt werden können. Es ist uns bewusst, dass eine solche temporäre autonome Zone es uns nicht ermöglicht dem
    leistungsindoktrinierten Spektakel für immer zu entkommen. Dennoch lässt eine T.A.Z. einen Zwischen- und Spielraum entstehen, in dem Alternativen nicht nur verhandelt, sondern gleichzeitig auch
    erfahrbar gemacht werden können. Indem wir bestimmten Erwartungen und Normen mit rhizomatischer Beweglichkeit entgegen trotzen, geschieht das nicht langsamer, sondern einfach anders.