Situationen und Ereignisse» raum*station 2016

Räume des unsicheren Gemeinsamen

Unsicherheit als Subjektivierungsweise

Eine Zusammenarbeit von und mit Madame Psychosis, Raum*Station, Hospiz der Faulheit und vielen mehr.

 

In gegenwärtigen Gesellschaften hat die Prekarisierung von Arbeit und Leben in einem sozial breit gefächerten Ausmass Einzug gehalten. Damit bedeutet Prekarisierung nicht mehr länger bloss die Marginalisierung gewisser Subjekte als prekär. Vielmehr wurde die Prekarisierung zu einem Regierungsinstrument der Normalisierung gemacht. Der Begriff der Prekarisierung verweist auf etwas Prozess- und Projekthaftes, dem bereits der Versuch zu entsichern unterliegt, womit Unsicherheit als Subjektivierungsweise produziert wird. Damit wird versucht die Disziplinierung aller zu erreichen und eine Form von Macht in Bewegung zu setzen, welche letztendlich die Organisierung von Sicherheit alternierend festlegt.

 

Prekarisierung als politischen Begriff und als gouvernemental zu verstehen, ermöglicht uns ein Problematisieren des souveränen Subjekts, welches sich wegen seines Bedürfnisses nach Sicherheit und Individualisierung zwischen Unterwerfung und Ermächtigung bewegt. Aus dieser breiten Form der Regulierung wird das Selbstmanagement entwickelt, in welchem neben den repressiven Auswirkungen auch produktive Momente der Selbstermächtigung entstehen können.

 

Während der zwei Monate möchten wir ein Experiment beginnen, um eine Basis für eine gemeinsame politische Praxis zu schaffen. Ein kollektiver Erfahrungsraum soll Reflexionen ermöglichen, in dem prekäre Geschichten und Verletzbarkeiten verhandelt werden. Es werden kollektive und reflexive Praktiken erprobt und verschiedene Aspekte von Prekarisierungsprozessen diskutiert. Im Vordergrund steht dabei immer eine auf Sorgebeziehungen basierende Sozialität.

 

Es geht uns nicht um Entprekarisierung, um ein Zurück in sichere Gefilde, sondern um ein Suchen von Strategien, die es ermöglichen in und mit der Unsicherheit zu agieren. Dazu machen wir Treffen, Grilladen, Bar, ein Kolloquium, Film-Screenings, gemeinsames Lesen, kollektives Schreiben, Performances, Ausstellungen und beschliessen das Experiment vorläufig mit einem 48-Stunden-Kongress auf den 1. August. Daneben wird Literatur zu den Themen sowie ein Archiv verfügbar sein, das mit aktuellen Erfahrungsberichten fortlaufend ergänzt wird.